everyday is like sunday

Sonntag, 30. September 2012

hundertzehn

Sonntag, 23. September 2012

hundertneun

Sonntag, 16. September 2012

hundertacht

Donnerstag, 13. September 2012

°

Mittwoch, 12. September 2012

Sonntag, 9. September 2012

hundertsieben

Samstag, 8. September 2012

fester boden

Die Brötchentüte, Symbol für täglich wiederkehrenden Hunger und Hoffnung, wird abwechselnd von Marko (Lars Eidinger) und Jakob (Sebastian Zimmler) über die elterliche Türschwelle getragen, transportiert möchte man fast sagen. Mutter Gitte (Corinna Harfouch), die sie abwechselnd beim Vornamen und "Mama" rufen, es wird viel gerufen, steht in der Küche, schiebt Möhren in die Saftpresse. 
Markos kleiner Sohn Zowie hilft. 
Er trägt meistens eine Tigermaske. 
Die Masken der Erwachsenen sind unsichtbare.

Dass sie seit zwei Monaten ohne Medikamente auskommt verkündet Gitte im Kreis der Familie. 60, also gut hundert Jahre sei sie mit ihrem Mann Günter (Ernst Stötzner) verheiratet, ihre Depression und sie feierten inzwischen 30-jähriges. 

Nun, da die Söhne festen Boden unter den Füßen haben (denkt sie) möchte sie genau diesen Boden selbst spüren. Möchte selbst auch etwas wagen, nachdem Günter den Verlag abgegeben hat. Sie wirkt bei sich angekommen, souverän und doch verunsichert. (Man könnte sich diese Gitte kaum von einer anderen Schauspielerin als von Corinna Harfouch gespielt vorstellen.)

Für die Familie, vor allem für Günter und Jakob ist sie eine Zeitbombe. Wie viel kann man ihr zumuten? 

Jeder trägt ein Geheimnis mit sich herum. 
Gitte weiß noch nicht, dass Marko getrennt von Zowies Mutter lebt. Auch nicht, dass Jakobs Zahnarztpraxis kurz vor der Pleite steht. 

Hans-Christian Schmids "Was bleibt" macht die Übergänge von Außen und Innen sichtbar, von Draußen und Drinnen, mal scheinen sie unüberwindlich, dann wieder fließend. Die Familie ist sich nah, zum Beispiel beim Fußballspielen im Garten, trotzdem ist jeder auf seine Art eine Black Box. Jedes Wort ist gefährlich.
Ein Film wie ein Kippmoment. "Du läßt dich gehn'" singen Gitte und Günter, Marko spielt dazu Klavier. Die familiäre Interpretation des Chansons von Charles Aznavour versinnbildlicht ihr Dilemma. Dass da Spuren von Glück sind und immer waren, es ist eigentlich alles da. Dann im nächsten Moment zerspringt ein Glas. 

(Heimliche) Hauptfigur des Films ist Marko, großartig gespielt von Lars Eidinger. Er lebt längst nicht mehr im selben Ort wie die Eltern und sein Bruder. Er wollte eigentlich nur ein ruhiges Wochenende verbringen "Kein Bock auf das Theater. Ausschlafen, futtern, gut is." Sagt er zumindest. 

Weil da räumliche Distanz zwischen ihm und den Eltern ist, kann er direkter handeln als sein Bruder Jakob. 
Marko macht den alten R4 wieder flott, mit dem Gitte eines Morgens wegfährt, zum Brötchen holen, hofft man als Zuschauer und natürlich weiß man's besser. 
Dann weiß man wieder gar nichts. 

"Was man liebt muss man loslassen und wenn's zurückkommt, dann bleibt's." 
Den Tisch hat Gitte noch gedeckt und Zowie aufs Sofa zu seinem Vater gelegt.

Die ästhetische Kraft der Bilder, die Musik von The Notwist empfindet man als tröstendes Gegengewicht zum unvermeidlichen Lauf der Dinge. 

Mittwoch, 5. September 2012

°

Dienstag, 4. September 2012

tag der geschlossenen tür

Montag, 3. September 2012

nachmittags in rom


Im Zustand relativer Hoffnungslosigkeit flüchtete ich mich letzten Sommer ins Kino, es spuckte mich beglückt wieder aus. Bei einem damals neuen Nachbarn klingelte ich anschließend, um ihn nach Paris zu schicken. Mit "Midnight in Paris" hatte Woody Allen eine Art Raum des "Alles ist möglich, du musst es dir nur genug wünschen" geschaffen. Wie geschaffen, um noch Tage später in dieser Stimmung eines lauen Pariser Sommerabends durch die eigene Stadt zu gehen, die natürlich nicht an der Seine liegt, unter dem Eindruck des Films aber glänzender erschien als vorher, jede Nebengasse barg vielleicht eine Überraschung. Darüber hinaus offenbarte sich Owen Wilson geradezu als Inkarnation der Nachfolge für Woody Allen in der Rolle des neurotischen Flaneurs Gil, den Allen früher sicher selbst gespielt hätte.

Dass Woody Allen selbst wieder mitspielt ist ein Grund zur Vorfreude auf "To Rome with Love".
Kaum Platz genommen, an einem trüben Montagnachmittag, wird man auf der Piazza Venezia direkt von einem Verkehrspolizisten in Empfang genommen. Er ist sich sicher, auf seinem Podest den besten Aussichtsplatz auf die vielen Geschichten, die vielen Gesichter der Stadt zu haben. Und schon ist man mittendrin. Staunt über das Tempo in der italienischen Metropole: Zusammenstoßen, verlieben, verloben, 15-Minuten-Berühmtheit, Schlamassel und kalte Duschen. Prost Mahlzeit, Salute!

Woody Allen spielt den alternden Opernregisseur Jerry, der mit seiner Frau Phyllis (Judy Davis) aus New York nach Rom fliegt, um den Verlobten seiner Tochter kennen zu lernen. Dabei stand die doch gerade noch orientierungslos mit einem Stadtplan mitten in Rom und wusste nicht weiter! Bis der schöne Michelangelo (Flavio Parenti, bekannt aus "I am love")sie ein Stück begleitete, weil er sowieso in dieselbe Richtung musste. Der Rest ist schnell erzählt, Abendessen, Kerzenlicht, Amore. Mio!
Noch traumatisiert vom Flug gibt Allen alias Jerry dem Vater Michelangelos die Hand, der wiederum hat ein Bestattungsunternehmen und bemerkt, noch keine Zeit gehabt zu haben "sich frisch zu machen." Wahnsinnig komisch, wie Jerry, der noch gut 50, 60 Jahre leben will, unfreiwillig mit dem Tod in Berührung kommt. Wie er zum Bruschetta greift, daran riecht "Formaldehyd, köstlich" sagt, das Gesicht verzieht und es zurück auf den Teller legt. Derweil ist der Gegenschwieger unter die Dusche gesprungen, singt lauthals Arien und bringt Jerry auf eine Idee. Hoffnungslose Projekte seien seine Art der Erfüllung diagnostiziert Phyllis, die Psychiaterin ist. Das erste Abendessen verläuft glimpflich, die sehr unterschiedlichen Positionen der Familienmitglieder sind köstlich anzusehen.
Die Szenen mit Woody Allen sind zweifellos die, in denen man laut lachen muss.

Die Besetzung des Films ist erstklassig. Herrlich skurril, Roberto Benigni als italienischer Durchschnittsbürger Leopoldo, der plötzlich zum Liebling der Presse wird und Interviews im italienischen Fernsehen gibt. "Was haben sie heute Morgen gefrühstückt, Leopoldo?" "Zwei Scheiben Toast mit Marmelade und einen Milchkaffee."

Währenddessen klopft Penélope Cruz als Prostituierte Anna versehentlich an der falschen Hotelzimmertür und der junge Architekturstudent Jack begegnet seinem Rollenvorbild, das sich als schlechtes Gewissen in Persona entpuppt (Alec Baldwin). Auch er hat einst in Rom gelebt und die gleichen Fehler wie der junge Jack gemacht. Trotz lautester Warnsignale verliebt sich Jack in die beste Freundin (Ellen Page) seiner Freundin Sally (Greta Gerwig), natürlich es konnte ja nicht anders kommen! 

Fast wie ein Episodenfilm kommt "To Rome with Love" daher, bloß ohne die Verbindung der Geschichten und ohne Auflösung. So wie sie aus allen Richtungen kamen, leben und lieben sie wohl alle verstreut voneinander weiter. Aber ihnen bleibt ja Rom!

Ein bisschen mehr Allen, ein bisschen weniger Baldwin hätte ich mir stellenweise gewünscht. Irgendwie will er als einziger nicht so recht nach Rom passen.
Frohgemut verlasse ich das Kino, es ist fast dunkel, und kein Hochgefühl springt an, wie Straßenlaternen, damals in Paris und ich klingele auch nicht an fremden Türen. 

Sonntag, 2. September 2012

hundertsechs